Unterricht

Einzigartig. Gemeinsam

Jedes Kind ist einzigartig und hat seine individuellen Begabungen. Kreativität ist seine ureigene Kompetenz. An unserer Schule werden Schüler und Schülerinnen aus unterschiedlichster kultureller und sozialer Herkunft zusammen unterrichtet. Viele von ihnen bringen ihre unterschiedlichen Herkunftssprachen mit. Diese Verschiedenheit bildet unseren Reichtum! Unsere Aufgabe als Pädagogen sehen wir darin, die richtigen Bedingungen zur Entfaltung dieser individuellen Stärken zu schaffen.

Ganzheitliches Lernen

Der ganzheitliche Ansatz der Pädagogik unseres Schulversuchs will mit den Worten Pestalozzis die Ausbildung von Hand, Herz und Kopf. Oder anders ausgedrückt, eine Pädagogik, die sich handlungsorientiert ausrichtet, die Schülerinnen und Schüler durch die Schaffung individueller Bedeutsamkeit interessiert, ihre Inhalte bildhaft darstellt sowie sie künstlerisch handeln lässt und schließlich kognitiv ausbildet. Inhalte werden konkret vorgestellt, dann „ins Bild“ gebracht und schließlich symbolisch in Darstellung (als Buchstabe, Zahl, Gesetz) den Kindern veranschaulicht. Was ich erfahren habe und was mich berührt, das kann ich begreifen! Schülerinnen und Schüler sind von Beginn an tätig in den Erkenntnisprozess involviert und können Zusammenhänge buchstäblich erfassen. Bei der Erstellung unseres Konzepts inspirieren uns die ganzheitlichen reformpädagogischen Ansätze, die über WaldorfpädagogInnen des Kollegiums und waldorfpädagogische Fortbildungen vom Kollegium aufgenommen werden.

Bewegtes Lernen

In den ersten Klassen beginnt der Tag mit einem Parcours durch das Bewegte Klassenzimmer. Es wird geklettert, gesprungen, gerutscht und balanciert. Im Rhythmischen Teil des Epochenunterrichts, einem Morgenkreis mit rhythmischen Bewegungen zu Liedern, Sprüchen und Gedichten wird vor dem anschließenden Arbeitsteil u.a. durch Reihenlaufen, Stampfen oder Klatschen Inhaltliches, wie beispielsweise Multiplikationsreihen angebahnt. Aus Freude an der Bewegung lernen wir gern! Bewegung und Wahrnehmung sind Grundlagen des Lernens. Gut entwickelte, ausgereifte Körpersinne (Tastsinn, Gleichgewichtssinn und Bewegungssinn) stellen ein stabiles Fundament sowohl für das Erlernen des Schreibens, Lesens und Rechnens als auch für die Aufmerksamkeit, die Leistungsfähigkeit und das Selbstvertrauen dar.

Bewegungselemente sind daher Gegenstand in allen Unterrichtsfächern – beispielsweise auch als kurzes rhythmisches warm-up im Fachunterricht.

Durch das Bewegte Klassenzimmer mit Bänken und Kissen kann sich die Möblierung den Unterrichtsphasen jederzeit anpassen. Je nach Arbeitsform kann im Sitzkreis, schreibend an den Bänken oder im freien Raum gearbeitet und sich bewegt werden. Konventionelle höhenverstellbare Tische und bewegliche Stühle sind ebenfalls vorhanden.

Als Bewegte Schule gibt es u.a. für alle Klassen verbindlich eine dritte Sportstunde in der Woche.

Vertieftes Lernen in Epochen

Der Unterricht in den Fächern Mathematik, Deutsch, Sachunterricht, Formenzeichnen und Religion wird als doppelstündiger Unterricht durch den Klassenlehrer im Regelfall in den ersten zwei Unterrichtsstunden in Epochen gegeben. Dieser Unterricht ist durch wiederkehrende Rituale gekennzeichnet und in den Morgenkreis, den Rhythmischen Teil und den inhaltlichen Arbeitsteil gegliedert. Eine sinnvolle Phasierung mit abwechselnden Arbeits-, Bewegungs- und Entspannungsphasen steht im Mittelpunkt unseres Konzepts. Im Rhythmischen Teil wird das emotionale, soziale und sensomotorische Lernen angesprochen und zugleich Sprachpflege und Spracherwerb betrieben. Dazu kommen Gesang, gemeinsame und individuelle Rezitation von Versen und Sprüchen, kleine Szenen darstellenden Spiels und Instrumentalmusik zum Einsatz. Sowohl die Lieder als auch die Sprüche werden durch Bewegungen und Gesten begleitet, wodurch allen Schülerinnen und Schülern ein multisensorischer Zugang ermöglicht wird. Durch die tägliche Auseinandersetzung mit dem Thema der Epoche über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen wird den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, sich in besonderer Intensität in ein Thema zu vertiefen. Der Unterricht in den Hauptfächern Mathematik und Deutsch wird zusätzlich zum Epochenunterricht gegeben, so dass regelmäßiger Mathematik- und Deutschunterricht gewährleistet ist. Die Inhalte der Fächer werden in den Fachkonferenzen aus bestehenden sowie reformpädagogischen Methoden und Inhalten als Curricula entwickelt. In Epochen werden von den Schülerinnen und Schülern Epochenhefte geführt.

Künstlerisches Lernen

Die Fächer Künste und Formenzeichnen sind originäre Fächer unseres Schulversuches. Das Fach Künste vereinigt fächerübergreifend die Bereiche Darstellendes Spiel, Kunst und Musik. Projekthaft wird ein Thema wie beispielsweise ein Buch, Theaterstück oder Musical in Gruppen auf unterschiedlichen Ebenen künstlerisch erarbeitet und daran gestalterische, darstellerische und musikalische Methoden und Ausdrucksformen geübt. Diese Projekte sind ein- bis zweimalig im Jahr als Kunstprojektwoche mit einem finalen Höhepunkt einer Ausstellung, Aufführung oder Performance geplant. Der fortlaufende Unterricht dient der künstlerischen Vorbereitung dieser Projekte. Im künstlerischen Arbeiten erleben sich die Schülerinnen und Schüler als Gestalter ihrer Tätigkeit und sind gleichzeitig für Idee und Ausführung im aktiven inneren wie äußeren Vollzug verantwortlich. Im Üben des persönlichen künstlerischen Ausdrucks können sie ihre Persönlichkeit ausbilden und stärken. In diesem Fach erleben sie exemplarisch, wie menschliche Tätigkeit selbstverantwortlich und selbstbestimmt aus inneren verantwortungsvollen Motiven abläuft. Das Element des Künstlerischen ist für den Schulversuch grundlegend.

Im Fach Formenzeichnen üben die Schülerinnen und Schüler freihändig ungegenständlich mit der Linie umzugehen. Das Formenzeichnen schult die Handgeschicklichkeit, die Augen-Hand Koordination und bietet u.a. eine Vorbereitung auf das Schreiben von Buchstaben und Zahlen. Es wird mit den Grundformen begonnen. Diese werden zunehmend variiert, wobei die Schülerinnen und Schüler Formerleben und Formgestalten erfahren. Gleichzeitig wird die Orientierung im Raum sowie auf dem Papier geübt, ebenso Genauigkeit und Konzentration. Es werden geometrische und mathematische Begriffe gelernt und die Formen unter ästhetischen Gesichtspunkten gestaltet.

Handwerkliches Lernen

Die Wirksamkeit des eigenen Handelns erfahren, die Feinmotorik und die Augen-Hand-Koordination zu schulen, eigene Werkstücke zu planen und anzufertigen stellen den Mittelpunkt unseres Unterrichtsfaches Handarbeit und Werken (HuW) dar. Schwerpunkte legen wir dabei besonders auf die Handlungsorientierung und unseren ganzheitlichen Ansatz sich selbsttätig zu erfahren.

Inhaltlich gliedert sich das Unterrichtsfach in drei Materialbereiche. Einführend wird das Material Ton gestalterisch bearbeitet und dabei die taktil-motorischen Fähigkeiten, ästhetischer Ausdruck sowie Körper- und Raumvorstellungen kennen gelernt. Folgend steht das Material Wolle im Mittelpunkt, wobei seine Herkunft und Verarbeitung (vom Schaf zum Faden) sinnlich erfahren und dabei u.a. die Fertigungstechniken Weben und Stricken kennengelernt werden. Im dritten Jahrgang beschäftigen wir uns mit dem Werkstoff Holz. Hierbei legen wir Wert auf den sachgerechten Umgang mit Werkzeugen, das Kennenlernen von Werkverfahren sowie Planung und individuelle Gestaltung der Werkstücke.

Im vierten Jahrgang werden jeweils halbjährig Wahlpflichtkurse angeboten. Die Themen „Textiles Gestalten“, „Arbeiten mit Holz“ und „Arbeiten mit Ton“ finden als Vertiefungskurse statt, der Kurs „Arbeiten mit Lebensmitteln in der Lehrküche“ wird als neues Thema hinzugenommen.

Individuelles Lernen

Selbstverständlich wird jeder Unterricht durch angemessene Binnendifferenzierung individualisiert, um inklusive Bildung zu gewährleisten. Nach einer gemeinsamen Einführung in ein neues Thema im Plenum arbeiten die einzelnen Schülerinnen und Schüler in der Arbeitsphase an substantiellen und individuellen Aufgabenformaten nach ihrem Vermögen und Kenntnisstand. Dies geschieht bei Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf mit Hilfe von Sonderpädagogen und Förderlehrkräften. Für jeden Jahrgang gibt es eine SonderpädagogIn, die für die Förderung zuständig ist. Mit den schnell lernenden Kindern werden im Fordern Aufgabenformate auf erhöhtem Niveau bearbeitet.

Sprachbewusstes Lernen

Allen Unterrichtsfächern liegen der Ausbau des deutschen Wortschatzes, nachhaltiger Begriffsbildung und Verbesserung der grammatikalischen Fähigkeiten im Sinne der Sprachförderung und Sprachpflege zu Grunde. Neben der Bereitstellung von unterschiedlichen Sprachhilfen ist die Einbeziehung vieler Darstellungsebenen (der Gegenstandsebene, der bildlichen Ebene, der sprachlichen Ebene, der symbolischen Ebene, und der mathematischen Ebene) notwendig und sinnvoll. Hierzu erarbeiten die Teams der Fachbereiche Material und Methoden für unser Curriculum.

Ästhetisches Lernen

Ästhetisierung des Lernens und der Umgebung bedeutet die bewusste Gestaltung des „Dritten Pädagogen“, des Unterrichtsraumes. Es wird darauf Wert gelegt, Räume mit den nachhaltigen und vielfältig verwendbaren Möbeln des Bewegten Klassenzimmers auszustatten. Auf ästhetische Naturstoffe wird ebenfalls z.B. bei der Anschaffung von Epochenheften, Stiften und Stiftetaschen, Handarbeitsmaterialien und handlungsorientiertem Material geachtet.